Andacht und Teetrinken am 17.05.2025
Warum die Quäker auf Liturgie verzichten - Teil II.
WARUM DIE QUÄKER AUF LITURGIE VERZICHTEN - TEIL II.
Hallo liebe Freunde und Freunde der Freunde!
Kommenden Samstag, den 17.05.2025 um 17 Uhr, findet in der Königstraße 132 in 47798 Krefeld die nächste Quäker-Andacht statt, zu der Ihr wieder herzlich eingeladen seid.
Für diejenigen, die möchten, besteht bereits ab 16 Uhr die Möglichkeit, sich mit der Bibel zu beschäftigen, Glaubensfragen zu diskutieren und/oder einfach nur Tee zu trinken.
Diesmal geht es weiter mit dem Thema: warum die Quäker keine Liturgie haben, nicht singen, keine Gebetsformeln verwenden und keine vorbereiteten Predigten halten. Dieses Thema gehört zu eine kleine Reihe über das Verständnis des Gottesdienstes bei den Quäkern. Gestartet sind wir am 3.5.2025. Zum Nachlesen, könnt ihr euch die Ankündigung noch mal ansehen. Der Grundlagentext ist eine Übersetzung der Apologie, die aus dem Jahr 1684 bzw. 1776 stammt und die in Frühneuhochdeutsch verfasst ist. Zum leichteren Verständnis werde ich die Kernaussagen in modernem Deutsch zusammenfassen. Wer sich für Barclays Originalton interessiert, findet die entsprechenden Zitate in den Fußnoten.
ROBERT BARCLAYS VERSTÄNDNIS VOM GOTTESDIENST
Nach R. Barclay dienen die Versammlungen der geistlichen Erbauung und dem Erleben der Gegenwart Gottes. Dabei geht es nicht um intellektuelle Höchstleistungen, sondern darum, die Bewegungen und Eingebungen des Geistes Gottes zu empfangen und ihren Ausdruck zu spüren. Aus dieser Erfahrung entstehen Worte der Erklärung, des Gebets oder des Lobes.1
Doch auch stille Andachten, in denen nichts gesprochen wird, können laut Barclay segensreich sein. Denn selbst ohne Worte kann Kraft und Ermutigung weitergegeben werden.2 Entscheidend für die persönliche Erfahrung im Gottesdienst ist die innere Haltung, die man mitbringt. Diese kann nicht allein durch eine noch so gute Predigt geschaffen werden. Vielmehr besteht die notwendige innere Einstellung darin, sich selbst weniger wichtig zu nehmen und eine Haltung des Suchens und Empfangens einzunehmen.3
Erst wenn man äußerlich zur Ruhe gekommen ist und den inneren “Samen des Lebens” spürt, kann der richtige Zeitpunkt für Gebet, Predigt oder Gesang entstehen.4 Doch auch ohne Worte und in völliger Stille wachsen Verbundenheit und die geistige Stärkung der Teilnehmenden.5 Denn Barclay ist überzeugt, dass die wahre Kommunion (Abendmahl) im Geist geschieht – nicht durch Gesten, Gegenstände, Gebetsformeln, Liturgie oder Zeremonien.6
Das Äußere formt sich aus dem, was innerlich bei den Versammelten geschieht.7 Selbst wenn jemand später zur Andacht hinzukommt und zunächst noch von weltlichen Gedanken erfüllt ist, wird diese Person durch den konzentrierten Geist der Gemeinschaft angesteckt werden. So finden Nachzügler schnell zur Ruhe und werden empfänglich für das innere Licht.8
Manchmal geschieht es jedoch umgekehrt: Eine Gruppe ist äußerlich ruhig versammelt, doch die innere Konzentration will sich nicht einstellen. In solchen Momenten, so berichtet Barclay, kann eine einzelne Person, die später hinzukommt, eine so starke Energie und Fokussierung in den Raum bringen, dass sie die gesamte Gruppe mitreißt. Dadurch gelingt es allen, ihre Gedanken zur Ruhe zu bringen.9
Aber natürlich kann es vorkommen, dass jemand bewusst mit der Absicht kommt, die Versammlung zu stören oder zu provozieren. Doch wenn die Gemeinschaft gelassen bleibt, kann dies eine unerwartete Wirkung auf den Provokateur haben.10
Barclay betont, dass die Veränderung durch die stille Andacht nicht plötzlich oder sofort geschieht, sondern schrittweise – und nur, wenn man sie zulässt.11 Wahrhaftigkeit und Ehrlichkeit bilden die Grundlage des Glaubens sowie der Beziehung zu Gott und zur Gemeinschaft. Die schönsten Reden nützen nichts, wenn die Lebensführung nicht im Einklang mit ihnen steht.12
Anfangs kann es schwer sein, zur Ruhe zu kommen. Doch mit der Zeit wird es leichter, und das innere Ringen trägt schließlich Früchte.13 Die inneren Kämpfe, die manche durchleben, äußern sich manchmal in äußerlicher Ergriffenheit und Zittern. Dies führte zu dem Spott-Namen “Quäker”. Doch gelegentlich erleben sogar Gegner der Quäker dieses Zittern – ausgelöst durch eine plötzliche innere Wandlung, ohne dass sie zuvor die Inhalte der Quäker-Theologie kannten.14 Der Zugang ist also nicht intellektuell, sondern vielmehr eine direkte, persönliche Erfahrung.
Das Schweigen ist kein Selbstzweck und nicht das eigentliche Ziel, sondern dient der inneren Vorbereitung auf die Ansprache in der Gemeinschaft.15 Nur wenige Versammlungen finden in völliger Stille statt – vielmehr entsteht durch wechselseitige Ansprachen Ermutigung, Stärkung und Mahnung.16
Barclay weist darauf hin, dass es nicht gut sei, erst in letzter Minute zum Gottesdienst zu eilen, wenn bereits die Glocken läuten, wie er es bei anderen Konfessionen beobachtet hat. Stattdessen sollte man die Ruhe und Stille bewusst nutzen, um das Wichtige vom Unwichtigen zu trennen.17
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Paragraph 6, Seite 488 “Und wenn sie (die Gläubigen) deshalb versammelt sind, so soll das Hauptwerk sein, daß ein jeder auf Gott harre, und sich aller eigenen Gedanken und Einbildungen entschlage, und von sich selbst auskehre, des Herrn Gegenwart zu empfinden, und eine Versammlung in seinem Namen in der Tat innen zu werden, wo er, seiner Verheissung nach, mitten unter ihnen ist. Und wo ein jeglicher deshalb versammelt ist, und sie dergestalt innerlich in ihrem Geiste, so wohl als äusserlich dem Leibe nach, zusammen kommen, da wird die verborgene Macht und Kraft des Lebens erkannt, die Seele zu erquicken; und die reinen Bewegungen und Eingebungen des Geistes Gottes werden empfunden und ihr Ausfluss verspürt. Gleichwie nun hieraus Worte der Erklärung, Gebet oder Lob entspringen, und hervorkommen; deshalb wird der angenehme Gottesdienst, der die Gemeine erbaut, und Gott wohlgefällig ist, erkannt. Hier setzt niemand dem Geist Gottes gewisse Grenzen und Schranken, oder bringt sein eigenes erdichtetes und zusammengestoppeltes Zeug herfür; sondern ein jeder spricht dasjenige aus, was ihm der Herr ins Herz gebietet, nicht nach des Menschen Willen und Weisheit, sondern in der Gewissheit und Beweisführung des Geistes und der Kraft.” ↩︎
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Paragraph 6, Seite 489 “Ja, es hat sich wohl zugetragen, und geschieht auch öfters unter uns, daß unterschiedene Zusammenkünfte hingegangen, ehe ein einziges Wort vorgebracht worden; und dennoch sind unsere Seelen höchst erbaut und erfrischt, und unsere Herzen mit der geheimen Empfindung der Kraft und des Geistes Gottes, so sich ohne Worte von einem Gefäß auf das andere ausgebreitet und mitgeteilt, auf eine wunderbare Weise erfüllt worden.” ↩︎
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Paragraph 7, Seite 490 “Gleichwie dem natürlichen Willen und der Weisheit des Menschen nichts so sehr entgegen sein kan, als dieses stille Harren auf Gott; deshalb kann es auch von dem Menschen weder erhalten, noch recht begriffen werden, als in so ferne er seine eigene Weisheit und seinen Eigenwillen niederlegt, und zufrieden ist, Gott völlig unterworfen zu sein. Und deshalb kann es von niemand gepredigt, erlangt oder geleistet werden, als von solchen, welche keine äußerliche Zeremonie, keine Beobachtung, und keine Worte, ja, nicht die besten und reinsten Worte, auch nicht einmal die Worte der Schrift, ihre mühseligen und beladenen Seelen zufrieden zu stellen, vermögend sind.” ↩︎
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Paragraph 7, Seite 490 “[…] in dem von Gott empfangenen Maß des Lebens und der Gnade auf ihn zu harren, und von ihren eigenen, vorwitzigen und unbesonnenen Worten und Werken, in dem natürlichen Willen und Begriff, abzulassen, und diesen innerlichen Samen des Lebens zu fühlen und zu empfinden. Und nachden sich solcher bewegt, darnach mögen auch sie sich mit bewegen, und durch dessen Macht und Einfluss befiehlt und entweder zum Gebet oder zum Predigen oder Singen angetrieben werden.” ↩︎
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Paragraph 7, Seite 492 “Die Gestalt dieser Verehrung ist so nackend und von allem äußerlichen und weltlichen Glanz entblösst, daß alle Gelegenheit genommen wird, wodurch die menschliche Weisheit sich darinnen üben, oder der Aberglaube und die Abgötterei einigen Raum und Platz haben könnte. Da deshalb auch eine innerliche Ruhe und Einkehrung des Gemüts in sich selbst ist, so steht der Zeuge Gottes in dem Herzen auf, und das Licht Christi erscheint, wodurch die Seele ihren wahren Zustand erkennen lernt. Da nun viele in diesem einem Werk mit einander vereinigt sind, so entsteht eine innerliche Arbeit und Ringen; und nachdem man in dem Maß der Gnaden bleibt, auch eine Überwindung der Macht und des Geistes der Finsternis. Solcher Gestalt werden wir in dem Geist unseres Gemütes öfters ohne ein Wort sehr gestärkt und erneuert;” ↩︎
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Paragraph 7, Seite 493 “und wir geniessen und besitzen die heilige Mitteilung und Gemeinschaft des Leibes und Blutes Christi, durch welche unser innerlicher Mensch ernährt und gespeist wird. Welches macht, daß wir nicht auf das äusserliche Wasser, noch auf das äusserliche Brot und Wein, bei unserer geistlichen Genuss sehen.” ↩︎
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Paragraph 7, Seite 493 “Soviel nun solcher Gestalt mit einander versammelt sind, die wachsen in der Stärke, Kraft und Tugend der Wahrheit auf; und wenn die Wahrheit dergestalt den Sieg und die Herrschaft in ihren Seelen erlangt, alsdenn überkommen sie Vermögen, vieles zu Erbauung der Brüder auszusprechen, und standhaft zu reden, und das reine Leben hat einen freien Durchgang bei ihnen: Und was deshalb gesprochen wird, erbaut den Leib wirklich und in der Tat.” ↩︎
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Paragraph 7, Seite 493 “So groß ist die klare Gewissheit dieser göttlichen Kraft, die durch dergleichen Zusammenkünfte, und durch dieses stille harren auf Gott mitgeteilt wird, daß bisweilen einer hinein gekommen, der unwachsam gewesen, und mit seinem Gemüt herum gewandert, oder der jähling von der Eilfertigkeit der äußerlichen Geschäfte dahin gekommen, und deshalb nicht innerlich mit den übrigen gesammelt gewesen; da denn diese Kraft, die bei der ganzen Versammlung in guter Masse erweckt worden, so bald als er in sich selbst einkehrt, seinen Geist plötzlich ergreifen, und wunderbar behilflich, sein wird, das Gute in ihm zu erwecken, und ihn zur Zerschmelzen und Erwärmung seines Herzens, in die Empfindung eben derselben Kraft zu erzeugen. Eben als wie die Warme einen Menschen zu ergreifen pflegt, der erfroren ist, und in eine warme Stube hinein kommt.” ↩︎
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Paragraph 7, Seite 494 “Ja wenn es sich zutragt, daß unterschiedene zusammen kommen, die in ihren Gemütern zerstreut sind, ob sie sich schon äußerlich stille halten, aber von dem Maß der Gnaden in ihnen selbst ausschweifen, (welches sich durch die Wirkung des Feindes und Nachlässigkeit des Menschen ereignen kan,) und da entweder einer hinein kommt, oder vielleicht schon drinnen ist, der sich wachsam bezeigt, und in welchem das Leben in grosser Masse erweckt ist, so wird dieser eine, wenn er seinen Platz behält, eine heimliche Bearbeitung um die übrigen, vermöge einer heimlichen Sympathie oder Mitleidens mit dem Samen, fühlen, welcher in den andern unterdrückt, und durch ihre aufsteigende und herum schweifende Gedanken abgehalten wird. Und nachdem ein solcher getreuer Knecht Gottes in dem Licht harrt, und dieses göttliche Werk fortsetzt, so erhört Gott öfters das geheime Bearbeiten und Seufzen seines eigenen Samens durch denselben. So, daß die übrigen sich, ohne Worte, heimlich gerührt finden; und dieser eine, Wehmutter oder Hebamme sein wird, das Leben in jenem hervor zu bringen” ↩︎
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Paragraph 7, Seite 494 “Ja, wenn bisweilen in der ganzen Versammlung nicht ein Wort geredet wird, sondern alle in der Stille harren, und es kommt einer hinein, der roh und gottlos ist, und in welchem die Macht der Finsternis sehr herrscht, und zwar mit einem Vorsatz zu spotten, oder Unfug anzustiften, da die ganze Versammlung in das Leben versammelt, und solches in einer guten Masse erweckt ist, so wird es einen solchen mit Schrecken rühren, und er sich unvermögend finden, zu wiederstehen; derstehen; sondern es wird, durch die geheime Stärke und Kraft desselben, die Macht der Finsternis in ihm gebunden werden.” ↩︎
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Paragraph 7, Seite 495 “Denn da ich in die stille Versammlung des Volkes Gottes kam, so fühlte ich eine heimliche Kraft unter ihnen, die mir das Herz berührte. Und da ich derselben Raum gab, so spürte ich, daß das Böse in mir schwacher, und das Gute hingegen erweckt wurde, und zunahm; und deshalb wurde ich mit ihnen verknüpft und verbunden, weil mein Hunger nach dem Wachstum dieser Kraft und dieses Lebens immer mehr und mehr zu nahm, wodurch ich mich selbst vollkommen erlöst fühlen möchte.” ↩︎
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Paragraph 7, Seite 495 “Und gewisslich dieses ist der sicherste Weg ein Christ zu werden, dem es hernach an Erkenntnis und Verständnis der Grundsätze nicht mangeln wird, sondern dieselbe wird, so viel ihm nötig ist, als die natürliche Frucht aus dieser guten Wurzel aufwachsen. Und eine solche Erkenntnis wird nicht leer und fruchtlos abgehen. Daher wünschen wir, daß auf diese Weise alle, die unter uns kommen, zu Neubekehrten gemacht werden mögen. Weil wir gar wohl wissen, daß, wenn gleich tausende in ihrem Verstand wegen aller Wahrheiten, die wir behaupten, überzeugt werden sollten, sie dennoch uns nichts beifügen könnten, wenn sie dieses innerlichen Lebens nicht empfindlich gemacht, und ihre Seelen nicht von der Ungerechtigkeit zur Gerechtigkeit bekehrt, und deshalb ganz verändert wären. Denn dieses ist derjenige Teig oder dasjenige Band, durch, welches wir, gleichwie mit dem Herren, deshalb auch unter einander selbst, vereinigt werden, und ihm und einander selbst anhängen; und ohne diesem kan niemand mit uns anbeten, ja wenn solche unter uns kommen, und dein Verstand und der Überzeugung nach, so sie von der Wahrheit haben, noch so wahre Dinge reden, und solche mit noch so viel Vortreflichkeit der Rede aussprechen sollten, so würde es uns doch ganz und gar nicht erbauen, wenn dieses Leben mangelte, sondern es würde nur sein, wie ein tönendes Erz, und wie eine klingende Schelle.” ↩︎
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Paragraph 8, Seite 497 “Wenn nun diese Anbetung standhaft gepredigt wird, und man sich ohne Unterlas dazu halt, so wird sie einem endlich ganz leicht, ob sie schon dem natürlichen Menschen anfangs sehr sauer ankommt, dessen herum schweifende Gedanken und zerstreuten weltlichen Begierden nicht so leicht zum Stillschweigen zu bringen sind. […] Und wenn das Gemüt nieder sinkt, und auf die Erscheinung des Lebens wartet; wenn die Gewalt der Finsternis in der Seelen ringt, und Darwider streitet, so wird sich befinden, daß alsdenn der gute Samen, wenn er aufgeht, wie Arznei in der Seelen wirkt.” ↩︎
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Paragraph 8, Seite 498 “Da denn ein solcher innerlicher Kampf und Streit entstehen wird, indem ein jeder das Böse in sich zu überwinden Furcht, daß durch die starken widrigen Wirkung dieser einander entgegen stehenden Machten (gleich zwei gegen einander stossenden Fluten) ein jedweder insbesondere, nicht anders als am Tage des Streits, start wird geübt werden. Wodurch denn die meisten, wo nicht alle, ein Zittern und Beben des Leibes überfallen wird. Welches denn, wenn die Macht der Wahrheit die Oberhand behält, sich von Angst und Seufzen mit einem lieblichen Getöne der Danksagung und des Lobes enden wird. Und von diesem ist es hergekommen, daß man uns zuerst mit dem Namen der Quäker, das ist der Zitterer, auf eine schmähliche Art belegt hat. Ob nun wohl solches nicht von unserer eigenen Wahl herrührt, so haben wir doch, in dieser Betrachtung, keine Ursache, uns dessen zu schämen, sondern vielmehr uns darüber zu freuen, nämlich, daß wir diese Macht empfinden, die auch bisweilen unsere Widersacher ergriffen, und sie genötigt hat, daß sie uns haben nachgeben, sich mit uns vereinigen, und die Wahrheit bekennen müssen, ehe sie noch eine ordentlich oder theoretische Erkenntnis von unsern Lehrern gehabt.” ↩︎
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Paragraph 9, Seite 499 “Von dieser Stille und Art des Gottesdienstes könnte ich viele gesegnete Erfahrungen erzählen. Jedoch mache ich deswegen von dem Stillschweigen eben nicht so viel Rühmens und Redens, als ob wir ein Gesetz darinnen suchten, das Beten und Predigen auszuschließen, oder uns daran zu binden. Ganz und gar nicht. Denn gleichwie unser Gottesdienst nicht in Worten besteht; deshalb besteht er auch nicht in Stillschweigen, als Stillschweigen; sondern in einer heiligen Abhänglichkeit des Gemüt an Gott: Von welcher Abhänglichkeit vor erst notwendig das Stille sein folgt, bis daß Worte hierfür gebracht werden können, die aus dem Geist Gottes sein.” ↩︎
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Paragraph 9, Seite 499 “Solcher Gestalt sind wenig Versammlungen, da alles gänzlich stille wäre. Denn wo viele in diesem einem Leben und Namen versammelt sind, da pflegt es sie gemeiniglich anzutreiben, daß sie beten und Gott loben, und einander durch Ermahnungen und Unterweisungen, Wechselsweise zu erwecken suchen.” ↩︎
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Paragraph 9, Seite 500 “Währender solcher Stille kann sich ein jeder innerlich zum Wort und zur Gabe der Gnade sammeln, von welcher derjenige, so andern das Wort vorhält, Kraft dazu empfängt, Und diejenigen, so zuhören, erlangen dadurch eine Fähigkeit, das Köstliche von dem Unwerten, und das Wichtige von dem Wichtigen zu unterscheiden, und nicht über Hals und Kopf zur Übung dieser geistlichen Dinge hinzu zu eilen, so bald als man die Glocke lauten hört, wie es andere machen.” ↩︎