Andacht und Teetrinken am 31.05.2025
Warum die Quäker auf Liturgie verzichten Teil III.
WARUM ES DIE QUÄKER AUF LITURGIE VERZICHTEN TEIL III.
Hallo liebe Freunde und Freunde der Freunde!
Kommenden Samstag, den 31.05.2025 um 17 Uhr, findet in der Königstraße 132 in 47798 Krefeld die nächste Quäker-Andacht statt, zu der Ihr wieder herzlich eingeladen seid.
Für diejenigen, die möchten, besteht bereits ab 16 Uhr die Möglichkeit, sich mit der Bibel zu beschäftigen, Glaubensfragen zu diskutieren und/oder einfach nur Tee zu trinken.
Diese Andacht dürfte etwa die fünfzigste sein. Dies nehme ich zum Anlass, zur Teerunde eine kleine schottische Spezialität als Überraschung mitzubringen.
Thematisch geht es weiter, warum die Quäker keine Liturgie haben, nicht singen, keine Gebetsformeln verwenden und keine vorbereiteten Predigten halten. Dieses Thema gehört zu eine Reihe über das Verständnis des Gottesdienstes bei den Quäkern. Gestartet sind wir am 17.5.2025. Zum Nachlesen könnt ihr euch die Ankündigung noch mal ansehen. Der Grundlagentext ist eine Übersetzung der Apologie, die aus dem Jahr 1684 bzw. 1776 stammt und die in Frühneuhochdeutsch verfasst ist. Zum leichteren Verständnis werde ich die Kernaussagen in modernem Deutsch zusammenfassen. Wer sich für Barclays Originalton interessiert, findet die entsprechenden Zitate in den Fußnoten.
ROBERT BARCLAY
R. Barclay verweist auf zahlreiche Bibelstellen, die aus seiner Sicht belegen, wie entscheidend es ist, im Gottesdienst eine innere Haltung der Erwartung und Empfänglichkeit für Gott einzunehmen.:1
- Psalm 27,14 “Harre auf den HERRN! Sei stark, und dein Herz erweise sich als mutig, und harre auf den HERRN!”
- Psalm 37,7 “Schweige vor dem HERRN und harre auf ihn! Entrüste dich nicht über den, dessen Weg gelingt, über den Mann, der böse Pläne ausführt!”
- Psalm 37,34 “Harre auf den HERRN und halte seinen Weg ein, und er wird dich erhöhen, das Land zu besitzen. Wenn die Gottlosen ausgerottet werden, wirst du zusehen.”
- Sprüche 20,22 “Sage nicht: Ich will Böses vergelten! Harre auf den HERRN, so wird er dich retten”
- Jesaja 30,18 “Und darum wird der HERR darauf warten, euch gnädig zu sein, und darum wird er sich erheben, sich über euch zu erbarmen. Denn ein Gott des Rechts ist der HERR. Glücklich alle, die auf ihn harren!”
- Hosea 12,6 " Er kämpfte mit dem Engel und war überlegen! Er weinte und flehte ihn um Gnade an. In Bethel fand er ihn, und dort redete er mit ihm."
- Sacharja 3,8 “Höre doch, Joschua, du, der Hohe Priester, du und deine Gefährten, die vor dir sitzen – denn Männer des Wunders sind sie! Ja, siehe, ich will meinen Knecht, Spross ⟨genannt⟩, kommen lassen.”
- Matthäus 24,42 “Wacht also! Denn ihr wisst nicht, an welchem Tag euer Herr kommt.”
- Matthäus 25,13 " So wacht nun! Denn ihr wisst weder den Tag noch die Stunde. “
- Matthäus 26,41 “Wacht und betet, damit ihr nicht in Versuchung kommt! Der Geist zwar ist willig, das Fleisch aber schwach.”
- Markus 13,35 “so wacht nun! Denn ihr wisst nicht, wann der Herr des Hauses kommt, ob des Abends oder um Mitternacht oder um den Hahnenschrei oder frühmorgens,”
- Markus 13,37 “Was ich aber euch sage, sage ich allen: Wacht! “
- Lukas 21,36 “Wacht nun und betet zu aller Zeit, dass ihr imstande seid, diesem allem, was geschehen soll, zu entfliehen und vor dem Sohn des Menschen zu stehen! “
- Apostelgeschichte 1,4 “Und als er mit ihnen versammelt war, befahl er ihnen, sich nicht von Jerusalem zu entfernen, sondern auf die Verheißung des Vaters zu warten – die ihr⟨, sagte er,⟩ von mir gehört habt;”
- Apostelgeschichte 20,31 “Darum wacht und denkt daran, dass ich drei Jahre lang Nacht und Tag nicht aufgehört habe, einen jeden unter Tränen zu ermahnen!”
- 1.Korinther 16,13 “Wachet, steht fest im Glauben; seid mannhaft, seid stark!”
- Kolosser 4,2 “Seid beharrlich im Gebet und wacht in ihm mit Danksagung!”
- 1.Thessalonicher 5,6 “Also lasst uns nun nicht schlafen wie die Übrigen, sondern wachen und nüchtern sein!”
- 2.Timotheus 4,5 “Du aber sei nüchtern in allem, ertrage Leid, tu das Werk eines Evangelisten, vollbringe deinen Dienst! “
- 1.Petrus 4,7 “Es ist aber nahe gekommen das Ende aller Dinge. Seid nun besonnen und seid nüchtern zum Gebet!”
- Psalm 25,3 “Auch werden alle, die auf dich harren, nicht beschämt werden; es werden beschämt werden, die treulos handeln ohne Ursache.”
- Psalm 37,9 “Denn die Übeltäter werden ausgerottet; aber die auf den HERRN hoffen, die werden das Land besitzen.”
- Psalm 69,6 ” Du, Gott, hast meine Torheit erkannt, und meine Verschuldungen sind dir nicht verborgen.”
- Jesaja 40,31** ” Aber die auf den HERRN hoffen, gewinnen neue Kraft; sie heben die Schwingen empor wie die Adler, sie laufen und ermatten nicht, sie gehen und ermüden nicht. “
- Klagelieder 3,25+26 “Gut ist der HERR zu denen, die auf ihn harren, zu der Seele, die nach ihm fragt. Es ist gut, dass man schweigend hofft auf die Rettung des HERRN.”
Es wird betont, dass nicht nur das äußere Schweigen von Bedeutung ist, sondern auch das innere – das zur Ruhe bringen der Gedanken.2 Die frühen Quäker sahen den Menschen in zwei möglichen Zuständen: dem Unwiedergeborenen und dem Stande der Erneuerung (der Wiedergeburt). Dennoch kann jeder Mensch **beidev Anteile in sich tragen, da er den Samen für beides – das Gute wie das Böse – in sich trägt.3
R. Barclay betont immer wieder, wie entscheidend der innere Gemütszustand im Gottesdienst ist, damit er wirklich Früchte tragen kann. So habe es keinen Wert, wenn jemand im betrunkenen Zustand zwar die richtigen Worte spricht, sein Gemüt jedoch nicht mit diesen im Einklang steht.4
Er kritisiert auch die Entwicklung eigenwilliger, kreativer Gottesdienstformate, da sie den eigentlichen Zweck des Gottesdienstes – den Fokus auf Gott selbst – überlagern und somit verhindern würden. Vielmehr müsse es darum gehen, sämtliche Ablenkungen zu beseitigen, sowohl äußerlich als auch innerlich.5
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Paragraph 10, Seite 501 ↩︎
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Paragraph 10, Seite 502 “daß es nicht nur ein äusserliches Schweigen des Leibes, sondern ein innerliches Schweigen des Gemüts von allen seinen eigenen Gedanken und Einbildungen sein.” ↩︎
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Paragraph 10, Seite 502 “daß der Mensch auf zweierlei Weise zu betrachten sei, nämlich, in seinem natürlichen, unwiedergebohrnen und gefallenen Zustand, und dann in seinem geistlichen und seligen Stande der Erneuerung. […] So rühren auch die zwei Geburten des Gemüts von dem zweierlei verschiedenen Samen im Menschen her, nämlich der gute Samen und der böse.” ↩︎
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Paragraph 10, Seite 503 “Weil die Christliche Religion nicht in einem bloßen Beifall besteht, daß man die wahren Lehren glaubt; oder in einer bloßen Vollziehung solcher Werke, die an sich selbst gut sind. Sonst möchte der bloße Buchstabe der Schrift, ob er schon von einem Trunkenbolde oder Teufel ausgesprochen würde, Geist und Leben genannt werden.” ↩︎
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Paragraph 10, Seite 504 “Denn der wirkende und geschäftige Geist des Menschen konnte sich nicht in der Einfalt der Wahrheit, die ihm zu schlecht und gering schiene, halten; sondern gab seinen eigenen unzähligen Erfindungen und Einbildungen nach, und fing an die Gestalt auch zu verändern, und solche nach seinen eigenen erdichteten** Einfällen einzurichten, bis die Gestalt der Gottseligkeit nach und nach meistenteils, so wohl als die Kraft verloren ginge.” ↩︎