Andacht und Teetrinken am 14.06.2025
Warum die Quäker auf Liturgie verzichten Teil IV.
WARUM ES DIE QUÄKER AUF LITURGIE VERZICHTEN TEIL IV.
Hallo liebe Freunde und Freunde der Freunde!
Kommenden Samstag, den 14.06.2025 um 17 Uhr, findet in der Königstraße 132 in 47798 Krefeld die nächste Quäker-Andacht statt, zu der Ihr wieder herzlich eingeladen seid.
Für diejenigen, die möchten, besteht bereits ab 16 Uhr die Möglichkeit, sich mit der Bibel zu beschäftigen, Glaubensfragen zu diskutieren und/oder einfach nur Tee zu trinken.
Das vorbereitete Thema gehört zu eine Themen-Reihe über das Verständnis des Gottesdienstes bei den Quäkern. Gestartet sind wir am 17.5.2025. Zum Nachlesen könnt ihr euch die Ankündigung noch mal ansehen. Dies mal erfahren wir, wie die frühen Freunde u.a. über den Teufel gedacht haben.
ROBERT BARCLAY
Das Weltbild von R. Barclay war von einem dualistischen Denken geprägt. Auf der einen Seite stand das materialistische Denken, das als Ursprung des Bösen in der Welt betrachtet wurde, auf der anderen das Geistige und Göttliche, aus dem das Gute und die Erlösung hervorgehen.1 Wer nicht die richtige innere Einstellung hat und sich nicht von Gott leiten lässt, dessen Werke werden zu Sünden – selbst seine Gebete.2 Das Argument, dass Beten und Predigen auch als eine Form des Wartens verstanden werden könnten, wird ausdrücklich zurückgewiesen. Stattdessen wird betont, dass die Stille, insbesondere die innere Stille, eine unverzichtbare Voraussetzung ist, die zuvor gegeben sein muss.3
Hier für werden diese Bibelstellen angeführt:
Matthäus 26,41:
“Wacht und betet, damit ihr nicht in Versuchung kommt! Der Geist zwar ist willig, das Fleisch aber schwach.”
Markus 13,33:
“Seht zu, wacht! Denn ihr wisst nicht, wann die Zeit ist.”
Lukas 21,36:
“Wacht nun und betet zu aller Zeit, dass ihr imstande seid, diesem allem, was geschehen soll, zu entfliehen und vor dem Sohn des Menschen zu stehen!”
1.Petrus 4,7:
“Es ist aber nahe gekommen das Ende aller Dinge. Seid nun besonnen und seid nüchtern zum Gebet!”
Daraus wird deutlich, dass R. Barclay und die frühen Freunde die Wiederkunft Christi als eine persönliche, individuelle Erfahrung verstanden und erwarteten. Zu Beginn der Quäker-Bewegung gab es eine starke Strömung mit einer eschatologischen Vorstellung von einer „Zeitenwende“ und dem „nahen Reich Gottes“. Zum Teil wurde erwartet, dass im Jahr 1666 eine neue Zeit anbräche. Als dies ausblieb, verlor diese Vorstellung an Bedeutung. Heute spielt sie in dieser Form in der Quäker-Theologie keine Rolle mehr.
Für R. Barclay und die frühen Freunde war der Teufel ein fester Bestandteil ihres Weltbildes. Barclay war überzeugt, dass der Teufel viele Dinge unterwandern und sogar an sich gute Dinge ins Schlechte verkehren konnte – mit Ausnahme des stillen Harrens auf Gott.4 Selbst das akademische Theologiestudium wurde als potenzielle Gefahr gesehen: Der Teufel könne Professoren und Doktoren dazu verleiten, sich in Spitzfindigkeiten zu verlieren und sich auf ihre abstrakten Theorien einzubilden.5 Solange sich die Gedanken eines Menschen nur um sich selbst drehen, fällt es dem Teufel leicht, diese Einbildungen und Begierden für sich zu nutzen. Doch wenn man seine Gedanken zur Ruhe bringt und sich dem göttlichen Licht öffnet, kann man ihn aus seinem Herzen ausschließen.6 Selbst wenn es dem Teufel nicht gelingt, das Gedanken-Karussell der Menschen zu seinen Gunsten zu nutzen, so freut er sich genauso darüber, wenn jemand schläfrig und unkonzentriert ist – denn so bleibt man auch unempfindlich für Gott.7
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Paragraph 11, Seite 512, “Denn es gibt zweierlei widrige Machten, Kräfte oder Geister, nämlich die Macht und der Geist dieser Welt, worin der Fürst der Finsternis herrscht, und zwar über so viele, als davon getrieben werden, und darinnen wirken; und hernach die Macht, Kraft oder Geist Gottes, in welcher Gott wirkt und regiert, über so viele, als darinnen und daraus wirken.” ↩︎
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Paragraph 11, Seite 512, “so lange als er in dem natürlichen und verderbten Geist und Willen arbeitet, und sich bewegt, und nicht in der Kraft Gottes, und durch die Kraft Gottes, so sündigt er in allen, und wird nicht von Gott angenommen.8 Daher ist beides das Pflügen und Beten des Gottlosen Sünde. Also auch was ein Mensch in und aus dem Geist und Kraft Gottes tut, und wirkt, da sein Verstand und Willen dadurch erleuchtet und bewegt wird, es mögen geistliche, bürgerliche oder auch nur natürliche Handlungen sein, so ist er in den Augen Gottes damit angenehm, und darinnen gesegnet.9” ↩︎
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Paragraph 11, Seite 512, “ihr Einwurfist, die da sagen, daß sie in dem Predigen und Beten auf den Herrn harren. Da doch das Harren an sich selbst vielmehr eine sich leidend verhaltende Gelassenheit oder Zuversicht, als eine Handlung bedeutet. Und da bereits gezeigt worden, und noch weiter gezeigt werden soll, daß das Predigen und Beten, ohne den Geist, eine Beleidigung Gottes ist, weil man nicht auf ihn harrt; und das Predigen und Beten, durch den Geist, notwendig ein stilles Harren voraus setzt, um die dazu leitenden Bewegungen und Einflüsse des Geistes zu fühlen; ↩︎
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Paragraph 12, Seite 513, “Zweitens erhellt die Vortrefflichkeit dies stillen Harrens auf Gott auch daraus, daß es dem Feind, nämlich dem Teufel, unmöglich ist, solches nachzuäffen; deshalb, daß, in der Ausübung desselben, eine Seele; von ihm könne getäuscht und betört werden. Nun kann er sich in allen andern Dingen mit dem natürlichen Gemüt des Menschen vermischen, und, durch Verstellung seines Wesens, die Seele berücken, indem er sie mit Sachen beschäftigt, die vielleicht an sich selbst gut sind, und sie dennoch mittlerweile abhält, das reine Licht Christi zu betrachten, und deshalb ihre Pflicht recht eigentlich zu erkennen und zu vollziehen.” ↩︎
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Paragraph 12, Seite 514, “Demnach kann er den Priester zum Altar, den Prediger auf die Kanzel, den Andächtigen zu seinem Gebet, ja, den Doctor und Professor Theologiæ auf seinen Katheder und seine Studierglaube begleiten. Daselbst kann er ihn unter seinen Büchern fleißig arbeiten und geschäftig herumstören lassen, ja, ihm behilflich, sein, subtile Distinctiones und Quidditates (das ist, spitzfindige Unterscheidungen und Lehrweisheiten) zu erfinden, wodurch er sowohl selbst in seinem eigenen Gemüte, als andere durch ihn, abgehalten werden mögen, auf das göttliche Licht im Gewissen Acht zu haben und auf den Herrn zu harren. Es ist keine geistliche Uebung und Pflicht zu finden,” ↩︎
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Paragraph 12, Seite 514+515, “Denn er kann nur in dem und durch den natürlichen Menschen und dessen Möglichkeiten, Gaben und Gemütskräfte wirken, indem er auf eine verborgene Weise an seinen Einbildungen und Begierden arbeitet. Und deshalb, wenn er (nämlich der natürliche Mensch) stille ist, so muß derselbe auch Stand halten. Deshalb, wenn die Seele zu diesem Stillschweigen gelangt, und gleichsam, was ihr eigenes Wirken betrifft, zu einem nichts gebracht worden, alsdenn ist der Teufel ausgeschlossen. Denn die reine Gegenwart Gottes und den Glanz feines Lichts kann dieser unreine und finstere Geist nicht vertragen. So lange ein Mensch von sich selbst denkt, dichtet und sinnt, kann er nicht versichert sein, daß ihm der Teufel dabei nicht etwas einbläst; alleine, wenn er zu einer gänzlichen Stille gelangt, da das reine Licht Gottes über ihn aufgeht und scheint, alsdenn ist er gewiss, daß der Freund aller Unruhe ausgeschlossen sei.” ↩︎
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Paragraph 12, Seite 515 “Wie er sich denn gar wohl in eine Zusammenkunft, die nur den Worten nach stille ist, einschleichen und sein Wesen und Wirken darinnen haben kann; indem er entweder die Gemüter mit mancherlei Gedanken und Einbildungen in der Zerstreuung erhält, oder solche ganz dumpf und gefühllos macht, daß er sie mit einem Geist der Schwermut, Trägheit und Schlafsucht überwältigt.” ↩︎
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Sprüche 21,4: “Stolz der Augen und Hochmut des Herzens – die Leuchte der Gottlosen ist Sünde.” ↩︎
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Jakobus 1,25: " Wer aber in das vollkommene Gesetz der Freiheit hineingeschaut hat und dabei geblieben ist, indem er nicht ein vergesslicher Hörer, sondern ein Täter des Werkes ist, der wird in seinem Tun glückselig sein.” ↩︎